Mehrsprachiges Aufwachsen in NRW
Mehrsprachigkeit und sprachliche Vielfalt
Seit einigen Jahren erfährt das Thema des mehrsprachigen Aufwachsens eine erhöhte Aufmerksamkeit und hat durch die Zuwanderung von Familien mit Fluchterfahrungen weiter an Aktualität gewonnen.
Jedes Kind ist einzigartig und unterscheidet sich von anderen in verschiedensten Merkmalen. Dazu zählt neben bspw. der kognitiven und motorischen Entwicklung auch das häusliche sprachliche Umfeld. Ziel sprachlicher Bildung ist es, alle Kinder mit einzubeziehen und ihnen so die Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.
Über die Gewährung von Teilhabechancen hinaus bedeutet inklusive sprachliche Bildung aber auch die Anerkennung und Wertschätzung von Mehrsprachigkeit – und dies bereits vor und in der Kindertagesbetreuung.
Studien belegen, dass Kinder durchaus in der Lage sind, mehrere Sprachen zu lernen, ohne dass die Kompetenzen in einer Sprache darunter leiden. Mehrsprachigkeit sollte daher als Chance wahrgenommen und genutzt werden. Dafür ist es von großer Bedeutung, alle Sprachen, die ein Kind lernt und spricht, wertzuschätzen und zu unterstützen. Dies kann nur dann erfolgen, wenn genügend und vielfältige Sprachbildungsangebote in allen Sprachen existieren. Dabei nehmen die Eltern eine wichtige Rolle in der Unterstützung der Familiensprache(n) ein, während das Deutsche in der Kindertagesbetreuung im Fokus steht. Manchmal sind Eltern aber unsicher, wie sie Ihr Kind am besten beim (Erst-) Spracherwerb unterstützen können. Hier gilt es den Eltern Handlungssicherheit zu geben und die Familie in ihrer Mehrsprachigkeit von Anfang an zu unterstützen. Spracherwerb beginnt nach der Geburt durch das Hören der Umgebungssprache, eine frühe Information über die Vorzüge von Mehrsprachigkeit z. B. bei den Willkommensbesuchen kann daher von Eltern als hilfreich wahrgenommen werden.
Dem Inklusionsgedanken folgend besteht der Anspruch, mehrsprachig aufwachsende Kinder gemeinsam mit einsprachig (monolingual) aufwachsenden Kindern in einer inklusiven Alltagspraxis zu fördern. Jedes Kind, unabhängig davon wie viele oder welche Sprachen es spricht, wird in seiner individuellen Sprachentwicklung unterstützt.
Die Erstsprache ist von hoher Relevanz für die Identitätsentwicklung des Kindes. Sie ist die Sprache, mit der das Kind die Welt erkundet und die es ihm ermöglicht, Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle auszudrücken sowie grundlegend für die weitere mehrsprachige Entwicklung. Die Erstsprache eines Kindes prägt sowohl das sprachliche Wissen als auch das Weltwissen eines Kindes, und damit Gedanken, Erkenntnisse, innere Haltungen, Gefühle und kulturelle Einstellungen. Die Bewertung dieser Sprache durch die Gesellschaft nimmt Einfluss darauf, ob und wieviel ein Kind seine Erstsprache anwendet. Als Einflussfaktor für den erfolgreichen Zweitspracherwerb sind die Kenntnis der Erstsprache und ihre Wertschätzung demnach von entscheidender Bedeutung.
Weitere Informationen finden Sie auch unter:
Die Kommunalen Integrationszentren in NRW engagieren sich für Familien mit internationaler Geschichte sowie deren Kinder in den Bereichen „Durchgängige sprachliche Bildung“, „Mehrsprachigkeit“ und „Erziehungs- und Bildungspartnerschaften mit Familien“. Sie unterstützen damit Familien, Bildungsinstitutionen, Einrichtungen der Kinderbetreuung und Tagespflege sowie deren Fachpersonal bei der (frühen) Bildung der Kinder und bei der eigenen Qualifikation rund um diese Themenfelder. Auf der folgenden Internetseite finden Sie weitere Informationen u.a. auch zu den bewährten Programmen wie „Griffbereit“ und „Rucksack KiTa“.