KiTa.NRW Kompetenz & Vielfalt

Niedrigschwellige Angebote planen

Niedrigschwellige Angebote planen

Niedrigschwellige Angebote planen

Mit frühpädagogischen Angeboten wollen Brückenprojekte Kindern und Familien mit Fluchterfahrung den Weg in die erste Bildungseinrichtung Kita erleichtern.

Aus den Erfahrungen umgesetzter Brückenprojekte sind Empfehlungen für Strukturierungshilfen und Lösungsansätze für die besonderen Herausforderungen niedrigschwelliger Angebote abgeleitet worden.

KONZEPTIONIERUNG VON NIEDRIGSCHWELLIGEN ANGEBOTEN

Im Rahmen der Evaluation der Brückenprojekte durch die Ruhr-Universität Bochum und die Universität Paderborn konnte erfasst werden, dass mit den Brückenprojekten im Wesentlichen vier Handlungsbereiche konzeptionell und in ihrer Umsetzung verfolgt werden: Zusammenarbeit mit Eltern, Beziehung, Vertrauen und Sicherheit schaffen (Ankommen), Strukturierung des Alltags und Kompetenzunterstützung der Kinder. 

Dabei müssen jedoch immer die jeweilige Angebotsform, die Zielgruppe und die Rahmenbedingungen in den Blick genommen werden. Wesentliche Punkte sind z.B. die räumlichen Situationen. Stationäre Angebote haben den Vorteil, dass sie häufig mehr Platz zur Verfügung haben und in einem gleichbleibenden Raum stattfinden. Das ermöglicht Ihnen eine vielfältige anregende Lernumwelt zu schaffen. Mobile Angebote fahren im Allgemeinen das direkte Lebensumfeld der Kinder und Familien an. So kann niederschwellig Vertrauen aufgebaut und eine Anbindung zu pädagogischen Angeboten ermöglicht werden. Jedoch steht mobilen Angeboten oftmals nur ein eingeschränkter Raum (z.B. in einem Kleinbus) zur Verfügung, der für verschiedene Situationen flexibel genutzt werden muss. Aber auch die Zusammenarbeit mit den Eltern bzw. Familien gestaltet sich je nach Angebotsform unterschiedlich. 

 

In Eltern-Kind-Angeboten werden zum Beispiel die Eltern von Anfang an als aktiver Partner in das pädagogische Geschehen eingebunden. Daraus ergeben sich selbstverständlich andere Möglichkeiten mit den Eltern zusammenzuarbeiten als bei Angeboten, in denen die Kinder nur gebracht und abgeholt werden. Bei Angeboten mit einem sehr strukturierten Ablauf ist es sehr gut umzusetzen, immer wiederkehrende Elemente zur Entwicklungsunterstützung der Kinder zu planen. Mobile Angebote charakterisieren sich eher dahingehend, dass sie einen sehr flexiblen Ablauf haben, sich stark nach den Gegebenheiten vor Ort richten und die Kinder und Familien unter Umständen während des Angebots flexibel kommen und gehen. 

 

Im Folgenden möchten wir Ihnen ein paar Anregungen geben, wie Sie ein niedrigschwelliges Angebot konzeptionieren und gestalten können. Die Reflexionsfragen dienen dazu, das Konzept Ihres Angebotes zu hinterfragen und ggf. daraus Anregungen für weitere Planungen zu erhalten. Bitte bedenken Sie, dass aufgrund der unterschiedlichen Angebotsformen nicht immer alle Fragen gleichermaßen zutreffen. 

ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN UND FAMILIEN

Ein Schwerpunkt in der Zusammenarbeit mit Eltern und Familien ist der wertschätzende Beziehungsaufbau. Persönliche Begrüßung und Verabschiedung, gegenseitiger Austausch von Informationen über das Kind, Transparenz über die pädagogischen Ziele des Angebotes sowie die direkte Einbindung der Familien in das Angebot, schaffen Vertrauen und eine Basis einer gemeinsamen Erziehungs- und Bildungspartnerschaft. Dieser gegenseitige Beziehungsaufbau nimmt nicht zu unterschätzende zeitliche Ressourcen ein. Berücksichtigen Sie bei der Konzeptionierung des Angebotes unter anderem ausreichend Zeit für diesen Austausch. Auch der Ort für die Gespräche mit den Eltern sollte für eine wertschätzende Beziehung bedacht werden.

  1. Wo werden Eltern und ihre Kinder begrüßt und verabschiedet?
  2. Wie sind die zeitlichen Abläufe der Bring- und Abholphase organisiert, so dass ausreichend Zeit zum individuellen Austausch mit den Eltern besteht?
  3. Welche Aktivitäten können während der Bring- und Abholphase stattfinden, die auch Raum für Gespräche mit Eltern lassen?
  4. Welche Möglichkeiten ergeben sich während des Alltags, um mit den Eltern ins Gespräch zu kommen (z.B. bei Themen, die zeitlich umfangreicher oder sensibler sind)?
  5. Inwieweit können Begegnungsräume geschaffen werden, in denen Eltern und pädagogische Kräfte sich austauschen können (z.B. eine kleine „Tee- oder Kaffeeecke“)?
  6. Wie wird der personelle Einsatz geplant, damit Kinder und Eltern gleichermaßen Aufmerksamkeit bekommen können?

Eventuell werden sich Situationen ergeben, in denen sich aufgrund sprachlicher Barrieren Gespräche mit Eltern herausfordernder gestalten. Zur kommunikativen Unterstützung können Sie zum Beispiel auf Bildkarten, Piktogramme oder bebilderte Informationsbroschüren zurückgreifen. Für Ihre konzeptionelle Planung ist es hilfreich von Anfang an mit zu bedenken, welche Unterstützungsmaterialien die pädagogischen Kräfte für die Gespräche mit Eltern hinzuziehen können. Des Weiteren ist eine Liste mit Sprachmittlern und Dolmetschern hilfreich, an die sich die pädagogischen Kräfte bei Bedarf wenden können. Ergänzend dazu können auch Adressen von Fachkräften anderer Professionen mit aufgenommen werden. 

Ankommen

Im Handlungsfeld „Ankommen“ geht es im Wesentlichen um die wertschätzende Interaktion zwischen den pädagogischen Kräften und Kindern und den Familien im Angebot. Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass es den pädagogischen Kräften gut gelingt, positive Beziehungen zu den Kindern aufzubauen und einfühlsam auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen (Sensitive Responsivität). Dazu gehören zum Beispiel die Promptheit der Reaktion auf die Kinder, das Eingehen und Dabei-Sein in gemeinsamen Aktivitäten, der Umgang mit Stimmungen und Emotionen der Kinder sowie die Stimulation, Kinder zu etwas Neuem oder Unbekannten anzuregen. Dazu braucht es bestimmte Rahmenbedingungen, um diesen Prozess zu unterstützen. Neben einem abwechslungsreichen und strukturierten Tagesablauf im Angebot, verlässlichen Regeln und Ritualen sowie einer anregenden Lernumwelt ist das eine wertschätzende Haltung gegenüber den individuellen Merkmalen der Persönlichkeit der Kinder. Die Kinder kommen mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen in das frühpädagogische Angebot. Manche Kinder haben zuvor noch nie eine Fremdbetreuung besucht oder sind nicht mit den pädagogischen Konzepten frühpädagogischer Angebote in Deutschland vertraut. Zudem sprechen die Kinder verschiedenste Familiensprache(n) und haben teilweise sehr unterschiedliche Entwicklungsstände, was die deutsche Sprache betrifft. Umso wichtiger ist es, Kindern die Möglichkeit zu geben, sich mit ihren individuellen Persönlichkeitsmerkmalen einzubringen. Mehrsprachige Kontexte, die die jeweiligen Familiensprachen der Kinder wertschätzen und in pädagogische Prozesse mit einbeziehen, sind zum Beispiel eine Methode auf die Persönlichkeit der Kinder einzugehen.

Eine große Bedeutung haben zudem Abstimmungsprozesse mit den Eltern, die im Kontext der Pädagogik der Vielfalt notwendig sind. Familien haben unterschiedliche herkunftsbedingte Sozialisationserfahrungen gemacht und sind nach diesen gesellschaftlichen, aber vor allem einem eigenen familiären Wertesystem geprägt. Das kann vor allem auch Werte umfassen, die die Kindererziehung betreffen. So können der Familienzusammenhalt und die Gemeinschaft von größerer Bedeutung sein, als die Erziehung zur Autonomie und Individualität des Kindes. Der Erziehungsstil ist demnach verbundenheitsorientierter. Beziehungen sind oftmals hierarchisch organisiert und haben verbindlicheren Charakter. Diese Orientierungen haben Einfluss auf viele Alltagshandlungen in pädagogischen Angeboten. Eltern erleben, dass Kinder sich dort allein anziehen sollen, selbsttätig irgendwo hingehen oder sich zum Beispiel das Essen selbst auf den Teller löffeln dürfen. 

 

Pädagogische Kräfte aus Brückenprojekten berichteten, dass dies von manchen Eltern mit erschrockener Miene wahrgenommen und als lieblos den Kindern gegenüber interpretiert oder sogar mit Verweigerung von Zuwendung beschrieben wurde. Umso wichtiger ist die Transparenz gegenüber den Eltern über das pädagogische Vorgehen, in allen pädagogischen Angeboten. Damit pädagogische Kräfte sensitiv auf diese Irritationen eingehen können, bedarf es eines situationsspezifischen Fachwissens. 

 

  1. Inwieweit wissen die pädagogischen Kräfte in den Angeboten von unterschiedlichen herkunftsbedingten Sozialisationserfahrungen?
  2. Welches Fachwissen benötigen die pädagogischen Kräfte, um responsiv oder feinfühlig auf Kinder und Familien eingehen zu können?
  3. In welchem Umfang bekommen die pädagogischen Kräfte Schulungen zur Weiterqualifizierung?
  4. Welches Unterstützungsmaterial wird den pädagogischen Kräften zur Verfügung gestellt, um sie in ihren alltäglichen pädagogischen Prozessen dahingehend zu stärken?
  5. Welche (mehrsprachigen) Materialien stehen den Kindern zur Wertschätzung ihrer Persönlichkeitsmerkmale zur Verfügung?
  6. Wie werden pädagogische Prozesse im Angebot gestaltet, so dass die unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmale der Kinder und Familien berücksichtigt werden?

Strukturierung des Alltags

Ein übersichtlich strukturierter Tagesablauf hilft Kindern und Familien sich in einem pädagogischen Angebot zu orientieren und sich auf einzelne Phasen des Angebots einzulassen. Regelmäßig wiederkehrende Abläufe bieten Verlässlichkeit und Sicherheit und ermöglichen es den Kindern und den Familien selbstständiger zu agieren. Die Struktur vieler Brückenangebote (Handlungsfeld Strukturierung des Alltags) zeichnet sich durch Freispielphasen aus. Freispielphasen sind neben strukturierten Lernprozessen essentiell für eine positive Entwicklung der Kinder. In dieser Zeit erforschen die Kinder ihre Umwelt, entscheiden selbst nach ihren Interessen und Bedürfnissen, was, wo, wie lange oder mit wem sie spielen möchten. 

Die Kinder vertiefen sich zum Beispiel in Rollenspielen, komplexen Bautätigkeiten, experimentieren mit unterschiedlichen Materialien, lösen eigenständig Probleme und gehen Interaktionen und soziale Beziehungen mit anderen Kindern ein. Unterstützt wird dieses Verhalten insbesondere durch eine anregende Lernumwelt und eine responsiv gestaltete Interaktion durch die Erwachsenen.

Bei der Gestaltung eines Tagesablaufes kommt es im Wesentlichen auf eine ausbalancierte Phasierung unterschiedlicher Aktivitäten an. Die Strukturierung dieser sollte darauf ausgerichtet sein, ausreichend Zeit einzuräumen, damit Kinder und Erwachsenen sich intensiv auf die jeweilige Phase konzentrieren können, in ihrem Tun nicht ständig unterbrochen werden und angefangene Spielhandlungen zwanghaft beenden müssen.

 

Der Tagesablauf in niedrigschwelligen Angeboten gestaltet sich je nach Angebotsform sehr unterschiedlich. In Spielgruppen, die halb- oder ganztägig angeboten werden, oder in der Kindertagespflege finden sich ähnliche Strukturen, wie sie auch in einer Kindertageseinrichtung zu finden sind. Diese Tagesabläufe zeichnen sich im Wesentlichen durch feste Bring- und Abholzeiten, das gemeinsame Einnehmen von Mahlzeiten, rhythmisierende Phasen des Freispiels und gemeinsame Spielkreise oder angeleitete Aktivitäten im Innen- und Außenbereich aus. Spielgruppen, die nur wenige Stunden angeboten werden, sowie Eltern-Kind-Gruppen konzentrieren sich meist auf weniger wechselnde Phasen. In mobilen Angeboten finden aufgrund der flexiblen Strukturen oftmals Freispiel und angeleitete Angebote parallel statt.

Bei einer Strukturierung in mehrere Phasen sollte auch auf die Abwechslung zwischen angeleiteten Angeboten, Freispielphasen und Ruhe- und Entspannungszeiten geachtet werden. Zudem bietet es sich an, die Phasen mit immer wiederkehrenden Ritualen einzuläuten und zu beenden.

  1. Welche rhythmisierenden Phasen sind in dem Konzept des pädagogischen Angebotes vorgesehen?
  2. Wieviel Zeit ist für die einzelnen Phasen vorgesehen?
  3. Inwieweit ist eine Abwechslung zwischen angeleiteten Angeboten, Freispielphasen und Ruhe- und Entspannungszeiten berücksichtigt?
  4. Welche Raumbedingungen beeinflussen den strukturiert phasierten Ablauf? Wie wird der Raum ggf. flexibel gestaltet? Wieviel Zeit wird für ein eventuelles Umbauen des Raumes berücksichtigt?
  5. Wie wird das Personal eingesetzt, um die Umsetzung der einzelnen Phasen zu gewährleisten?

Kompetenzunterstützung

Die Evaluationsergebnisse zeigen, dass ein Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit in den Brückenprojekten auf der Kompetenzunterstützung der Kinder liegt. In der pädagogischen Praxis wird oftmals der Fokus auf die Förderung der Deutschsprachkompetenz gelegt. Diese ist eine wichtige Grundlage der Förderung der kindlichen Entwicklung, darf aber nicht darauf begrenzt oder reduziert werden. Kindliche Entwicklung und Bildung ist ein komplexer Prozess, in dem die Sprachentwicklung zwar einen großen Stellenwert einnimmt, aber auch weitere Bildungsbereiche umfasst.

Im Mittelpunkt stehen dabei die Kinder mit ihrer Individualität und Heterogenität sowie ihren Interessen und ihrer Neugierde, die Welt zu entdecken und zu erforschen. In der aktiven Auseinandersetzung mit der Umwelt und der Interaktion mit einem Erwachsenen oder anderen Kindern werden verschiedenste Bildungsprozesse angestoßen. Pädagogische Prozesse sollten demnach so gestaltet werden, dass die Entwicklung der Kinder individuell, ganzheitlich und ressourcenorientiert in allen Bildungsbereichen gefördert wird.

Vermeintlich wird davon ausgegangen, dass kognitiv anregende Bildungsprozesse nur sprachlich unterstützt angeleitet werden können. Aber auch sprachunabhängig können Kinder anregende Erfahrungen in verschiedensten Bildungsbereichen machen. Dabei spielt die Gestaltung der Lernumgebung eine entscheidende Rolle.

 

Je mehr Anregungen Kinder aus ihrer Umwelt bekommen, desto mehr haben sie die Möglichkeit selbsttätig zu entdecken, zu forschen, zu erleben, zu erfahren und ihre individuellen Kompetenzen zu entwickeln. Auf natürliche Weise wird die kindliche Neugierde auf das, was in ihrer Umwelt passiert, geweckt. Diese Erfahrungen und Handlungen können sprachlich begleitet werden. Im Vordergrund steht aber nicht allein die sprachliche Anrede, sondern vielmehr das Interesse, welches über die anregende Lernumwelt in den Kindern geweckt wird.

Ein wichtiger Bezugspunkt für die Entwicklung der Kinder ist die Familie. In dieser Hinsicht ist eine gute Zusammenarbeit mit den Familien auch für die Kompetenzentwicklung ein wichtiger Baustein in frühkindlichen Betreuungsangeboten.

In niedrigschwelligen Angeboten lassen sich vielfältige Bildungsprozesse anregen. Im Projekt „Kulturen überbrücken“ sind diesbezüglich für alle Angebotsformen der Brückenprojekte eine Vielzahl von Impulskarten entwickelt worden, die niedrigschwellige Spiel- und Materialimpulse sowie Ideen zur Raumgestaltung geben. Schwerpunktmäßig werden die Bildungsbereiche „Mathematische Bildung“, „Bewegung“, „Musisch-ästhetische Bildung“, „Naturwissenschaftlich-technische Bildung“ und „Sprache und Kommunikation (Schwerpunkt Literacy)“ berücksichtigt. Die Auswahl der Bildungsbereiche bezieht sich vor allem auf die niedrigschwellige Umsetzbarkeit bzw. Praktikabilität innerhalb der unterschiedlichen Angebotsformen der Brückenprojekte oder anderen niedrigschwelligen Angeboten.

  1. Inwieweit regt die Raumgestaltung Kinder zur kognitiven Auseinandersetzung in unterschiedlichen Bildungsbereichen an?
  2. Welche Materialien stehen dem Angebot zur Kompetenzunterstützung der Kinder zur Verfügung?
  3. Wieviel zeitlicher Raum wird den Kindern in der Tagesstruktur des Angebotes gegeben (Freispiel), sich selbsttätig mit Material und Spielen zu beschäftigen?
  4. Inwieweit sind angeleitete Aktivitäten durch die pädagogischen Kräfte in der Tagesstruktur verankert?
  5. Wie umfangreich werden Interaktionsmöglichkeiten zwischen den Kindern und den pädagogischen Kräften, den Kindern untereinander und ggf. den Eltern mit ihren Kindern im alltäglichen pädagogischem Prozess ermöglicht? Welche?

Raumgestaltung

In diesem Baustein finden Sie Anregungen zur Gestaltung von Räumlichkeiten eines niedrigschwelligen Angebotes. Dabei werden Ihnen zuerst einzelne Gestaltungsbereiche vorgestellt und dann auf Beispiele unterschiedlicher Angebotsformen, angepasst.

Kinder sind kleine Entdecker und Forscher, die die Welt erkunden und kennenlernen wollen. Dabei gehen sie unvoreingenommen und neugierig an neue Sachen heran. Spielerisch werden Grenzen getestet, überwunden und Neues ausprobiert. Dabei entdecken sie die Sachen nicht nur aktiv, sondern gestalten diese auch kreativ um, sodass sie zu ihren Interessen und Bedürfnissen passen.

Eine anregende Lernumwelt weckt die kindliche Neugier und regt zum Ausprobieren an. Zugang zu vielfältigen Materialien und verschiedenen Beschäftigungsmöglichkeiten motivieren das Kind, sich selbstständig mit seinem Umfeld zu beschäftigen.

Auch spielen andere Faktoren wie z.B. das Licht und die Farbe der Räume und die Bewegungs- und Rückzugsmöglichkeiten eine große Rolle. Eine ausgeglichene Reizvielfalt, die Strukturierung der Räume und die Möglichkeit, einen Raum umzudeuten, d.h. einen Raum phantasievoll für z.B. verschiedene Rollenspiele nutzen zu können, haben einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden der Kinder und regen sie kognitiv an.

Hier erfahren Sie etwas über die verschiedenen Effekte von Farbe, Licht und Akustik in einem Raum, wie Sie diese nutzen können und worauf man achten sollte.

Farben begegnen uns überall in unserem Alltag. Ob draußen oder drinnen, wir verknüpfen Farben mit Emotionen und Erfahrungen, an die wir uns später zurückerinnern. Außerdem beeinflusst die Farbe eines Raumes unsere Wahrnehmung, sodass wir uns wohl oder unwohl fühlen. Bunte und kräftige Farben erregen dabei schneller unsere Aufmerksamkeit, während unauffälligere oder hellere Farben Ruhe vermitteln.

Je jünger die Kinder sind, die sich in dem Raum aufhalten, desto heller sollten die Farben gewählt werden. So werden die Kinder nicht von den vielen verschiedenen Farbeindrücken überflutet. Auch wenn die Kinder sich viel in einem Raum aufhalten oder dieser sehr groß ist, sollten eher pastellfarbene oder Farben mit hohem Weißanteil gewählt werden. Starke Kontraste können dazu verwendet werden, Orientierung zu geben, bestimmte Ecken und Gegenstände hervorzuheben, in Szene zu setzen oder den Gesamteindruck aufzulockern.

Räume mit einer kurzen Verweildauer können farbintensiver gestaltet sein. Generell sollte darauf geachtet werden, dass die Farben nicht zu unnatürlich sind, da die Kinder vertraute Sehgewohnheiten als angenehm empfinden. Warme Farben wirken hierbei anregend und aktivierend und vermitteln Nähe und Geborgenheit. Kühle Farben wirken eher beruhigend, entspannend und konzentrationsfördernd. Je kräftiger die Sättigung der Farben im Raum, desto stärker ist auch ihre Wirkung.

Es gibt zwei Arten von Licht: Tageslicht und künstliches Licht. Dabei wird das Tageslicht als die angenehmste Beleuchtung beschrieben. Da Kinder noch die Farben von Gegenständen und ihrer Umgebung lernen und sich ihr Sehsinn noch weiterentwickelt, sollte die natürliche Wahrnehmung nicht großflächig durch z.B. buntes Licht verzerrt werden.

Trotzdem sind Lichtecken oder -inseln, in denen z.B. viele verschiedenfarbige Lichter präsentiert werden, durchaus gewünscht. Wenn die Kinder diese u.U. sogar selber an- und ausschalten können und so die Gegenstände in einem anderen Licht nach ihrem eigenen Empfinden kennen lernen können, wird das für die Kinder zu einem spannenden Lichterabenteuer.

Blendungen oder Reflexionen durch künstliches oder Tageslicht können die Kinder irritieren oder stören. Diese lassen sich durch z.B. matte Oberflächen, Jalousien, lichtstreuende Materialien oder einer veränderten Anordnung von Lampen verringern.

Wie die verschiedenen Farben kann auch Licht warm oder kalt erscheinen. Dabei sorgt warmes Licht für eine behagliche und in gedämpftem Zustand für eine gemütliche Atmosphäre. Die Verwendung von viel indirekter Beleuchtung verringert Kontraste im Raum und fördert die räumliche Wahrnehmung der Kinder. Diese besteht aus Lampen, die nicht direkt in den Raum strahlen, sondern durch etwas verdeckt werden, sodass sie sich z.B. an der Wand wiederspiegeln.

Hierbei ist zu beachten, dass die Raumdecke sehr hell ist, damit sich das Licht gleichmäßig im Raum verteilen kann. Der Helligkeitsunterschied zwischen den Bereichen, die regelmäßig aufgesucht werden sollte möglichst gering sein, um die Augen der Kinder nicht übermäßig zu belasten.

Laufen, Rennen, Hüpfen, Stampfen, Streiten, Lachen und Verkleiden als Prinzessin oder Drache: Die Kinderwelt ist voller Farben und Geräusche. Auch, wenn diese als „normal“ wahrgenommen werden, können sie schnell zu laut werden und unangenehm wirken. Wird der persönlich ertragbare Lärmpegel überschritten, können Geräusche zur Belastung werden. Diese kann sich dann unter anderem in Form von Konzentrationsstörungen zeigen, die sowohl die pädagogischen Kräfte als auch die Kinder in ihrem Lernprozess und ihrer Entwicklung beeinträchtigen können. Damit das nicht geschieht, können z.B. diverse Arten von "Schalldämpfern" eingesetzt werden. So eignet sich z.B. eine auf dem Boden liegende Schaummatte oder Teppiche hervorragend, um einen Teil des Lärms aufzufangen und zu dämpfen. Auch lassen sich z.B. Hängesegel oder Decken verwenden, um den Schall umzulenken (Achtung: Brandschutzordnung beachten).

Lackierte Möbel hingegen sollten eher vermieden werden: während unlackierte und offene Möbel den Schall reduzieren, werfen lackierte Möbel den Schall zurück und der Raum hallt wider, was als sehr störend empfunden werden kann. Es bieten sich deswegen z.B. Raumteiler oder Regale an, die den Schall auffangen oder durchlassen.

Geräusche können allerdings nicht nur eine Belastung sein. Unabhängig davon, wie wichtig gerade die Interaktionen untereinander und das Spielen miteinander für die Kinder sind, kann vor allem in Ruheräumen (auf die wir später noch genauer eingehen werden) Musik zur Entspannung benutzt werden. Diese sollte eher im Hintergrund laufen und leise genug sein, sodass man sich auch mit gedämpfter Stimme noch gut unterhalten kann. Im besten Fall können die Kinder die Musik sogar selbstständig ein- oder ausschalten, falls sie sich zurückziehen wollen und die Musik eher als störend empfinden sollten. Dazu kann man beispielsweise einen MP3 Player in einen festen Karton oder Kiste legen, der leise Musik abspielt. Wenn die Kinder ein bisschen Musik hören wollen, können sie diese aufklappen oder auch wieder schließen, sodass die Musik verstummt.

Damit die Kinder unbedarft die Umwelt erforschen und ihre Grenzen testen können, ohne sich zu verletzen, sollten bei der Gestaltung eines Raumes idealerweise folgende Dinge beachtet werden:

Absturzsicherungen: Gegenstände, die etwas höher gelagert werden, müssen so abgesichert werden, dass sie nicht auf die Kinder herunterfallen können.

Es dürfen keine scharfen Kanten oder Ecken sowie vorstehende Haken vorhanden sein.

Bewegliche Teile von Einrichtungsgegenständen müssen so gestaltet werden, dass für die Kinder bei Gebrauch keine Quetsch- und Schergefahren bestehen.

Möbel müssen sicher gestaltet, befestigt und aufgestellt werden; dies schließt unter anderem Feststellvorrichtungen für rollbare Elemente, Sicherungen gegen das Herausfallen von Schubladen Kipp- und standsichere Aufstellung von Regalen, Schränken u. a. ein.

Es müssen elektrische Schutzmaßnahmen, wie z.B. erhöhter Berührungsschutz ("Kindersicherung") von Steckdosen, montiert werden, sodass die Kinder nicht ausversehen in direkten Kontakt mit Strom kommen können.

Besteht Absturzgefahr aus einem Fenster, so ist durch technische Maßnahmen das vollständige Öffnen des Fensters durch Kinder zu verhindern, unabhängig davon muss jedoch eine ausreichende Lüftung jederzeit sichergestellt werden.

Stolpergefahren sollten durch z.B. farbige Hinweise oder unterschiedliche Materialstruktur oder Beleuchtung von kritischen Stellen vermieden werden.

Bereiche, in denen durch äußere Einflüsse eine starke Aufheizung erfolgen kann, müssen gegen übermäßige Hitzeeinwirkung abgeschirmt werden, z.B. in Form eines wirksamen äußeren Sonnenschutzes.

Mithilfe einer strukturierten Anordnung der Ausstattung lässt sich die Orientierung der Kinder im Raum unterstützen. So können beispielsweise Schilder oder Symbole verdeutlichen, in welchem Bereich sich die Kinder gerade befinden oder wo bestimmte Materialien ihren Platz haben. Sind Material und Raum gut sortiert, können sich die Kinder einfacher zurechtfinden und zum Beispiel das Material selbstständig wieder verstauen. Dazu ist es wichtig, dass alles „seinen Platz hat“. Mithilfe von Bildern und Beschriftungen an den Kisten lernen die Kinder schnell, was sich in den Kisten befindet und wie die einzelnen Gegenstände heißen. Das gleiche System empfiehlt sich auch an Regalen oder Kleiderhaken (z.B. kann jedes Kind ein Bild für seinen eigenen Haken bekommen), also überall da, wo eine Unterscheidung notwendig ist.

Außer der Verfügbarkeit und dem (regelmäßigen) Austausch von Materialien ist auch der Einbezug von verschiedenen Materialien in die Raumgestaltung selbst sinnvoll. So können z.B. Gucklöcher, Spiegel, Prismen oder Facettenlinsen die Wahrnehmung des Raumes verändern und das Kind für neue Blickweisen begeistern. Diese können entweder direkt an oder in Möbeln angebracht werden oder an Wänden aufgehangen oder auf den Boden gestellt, bzw. in Regale gelegt werden.

Jeder verfügbare Raum kann eine Funktion übernehmen und schwerpunktmäßig für bestimmte Entwicklungsbereiche den Kindern eine anregende Lernumwelt bieten.

Nicht immer stehen mehrere Räume zur Verfügung. Dann können kleinere Bereiche oder Ecken in einem Raum geschaffen werden, die die jeweiligen Funktionen übernehmen.

Ein kleiner Tipp: Abgetrennte Bereiche mit halbhohen Möbeln ermöglichen den Kindern sich zurückzuziehen und in Ruhe zu spielen und den pädagogischen Kräften die Kinder bei ihren Aktivitäten zu beobachten, ohne diese dabei zu stören.

Viele niedrigschwellige Angebote haben feste Räumlichkeiten zur Verfügung, die sie selbstständig gestalten können. Meistens bestehen diese aus einem großen Gruppenraum, der vielfältig genutzt wird. In diesem großen Gruppenraum können die Funktionsbereiche als kleine ‚Inseln‘ gestaltet werden, die entweder fest einem Thema zugeordnet werden oder thematisch wechseln. Dazu bietet es sich an, Kisten mit allen benötigten Materialien für ein bestimmtes Thema bereitzustellen, die in einem regelmäßigen Rhythmus getauscht werden.

Einige Angebote haben keine eigenen festen Räumlichkeiten, sondern sind entweder mobil und bringen ihre Materialien selbst mit oder nutzen die Räumlichkeiten einer Kindertageseinrichtung, die sie jedoch nicht einrichten oder umgestalten können. Mit einigen Tricks gelingt es jedoch auch hier, für jede Aktivität die passende Umgebung zu schaffen. Dabei geht es vor allem darum, den zur Verfügung stehenden Raum mit wenigen Mitteln anregend zu gestalten.

Impulse zur Raumgestaltung in Brückenprojekten

Angelehnt an den "Bildungskoffer NRW" sind doppelseitig bedruckte Impulskarten zu ausgewählten Bildungsbereichen zur Unterstützung der pädagogischen Praxis in niedrigschwelligen Angeboten entwickelt worden. Die Impulskarten berücksichtigen eine niedrigschwellige Umsetzbarkeit bzw. Praktikabilität innerhalb unterschiedlicher Angebotsformen.

Auf den Impulskarten sind je nach Angebotsform der Brückenprojekte individuelle Ideen zur Raumgestaltung beschrieben:

Struktur und Ablauf

Pädagogische Angebote sollten über einen strukturierten Ablauf verfügen. Wiederkehrende und inhaltlich aufeinander konzeptionierte Phasen des Angebots geben Verlässlichkeit und Sicherheit und bieten so den Kindern (und den Eltern) aktivere Teilnahmemöglichkeiten. Von besonderer Bedeutung ist dabei eine ausbalancierte Phasierung unterschiedlicher Aktivitäten. Die Strukturierung dieser Phasen sollte darauf ausgerichtet sein, dass die Kinder und auch die Erwachsenen sich intensiv auf die jeweilige Phase konzentrieren, ihrem Tun relativ störungsfrei nachgehen können und nicht ständig in ihren Spielhandlungen unterbrochen werden.

Der zeitliche Rahmen ist in den unterschiedlichen Angebotsformen niedrigschwelliger angebote sehr unterschiedlich. Spielgruppen finden oft über mehrere Stunden am Tag und teilweise mehrmals die Woche statt. Die Kindertagespflege wird meist ganztägig über die ganze Woche verteilt, angeboten. Diese Tagesabläufe zeichnen sich im Wesentlichen durch feste Bring- und Abholzeiten, das gemeinsame Einnehmen von Mahlzeiten, rhythmisierende Phasen des Freispiels und gemeinsame Spielkreise oder angeleitete Aktivitäten im Innen- und Außenbereich aus.

Spielgruppen, die nur wenige Stunden oder nur ein bis zweimal die Woche angeboten werden, sowie Eltern-Kind-Gruppen beinhalten meist weniger Phasen. In mobilen Angeboten finden oftmals Freispiel und angeleitete Angebote parallel statt.

Wichtig ist es, eine Balance zwischen freien und angeleiteten Spielphasen sowie Ruhe- und Entspannungszeiten zu finden. Diese Phasierung kann mit immer wiederkehrenden Ritualen begleitet werden. Das erleichtert den Kindern und Familien sich auf die jeweilige Phase einzustellen und gibt die Möglichkeit besser einzuschätzen, welche Phase als nächstes stattfinden wird.

Nachfolgend möchten wir Ihnen exemplarisch einige Phasen und eine mögliche Strukturierung eines pädagogischen Angebotes vorstellen. Da aber jede Angebotsform individuelle Rahmenbedingungen besitzt bzw. jedes Angebot sehr individuell ausgestaltet werden kann, sind die folgenden Beschreibungen nur als Anregung gedacht und müssen ggf. an die Situation vor Ort angepasst werden.

Wiederkehrende Phasen in einem pädagogischen Angebot

In allen Angeboten werden die Kinder und Familien begrüßt und verabschiedet. Bis auf die mobilen Angebote, in denen eine flexible Besuchsstruktur vorherrscht, sind Spielgruppen und Angebote der Kindertagespflege überwiegend durch feste Bring- und Abholphasen gerahmt. In diesen Phasen können die Kinder und ihre Familien individuell begrüßt und verabschiedet werden. Die persönliche Ansprache fördert die Beziehung zueinander, schafft Vertrauen und zeigt Wertschätzung. Wenn die Eltern (oder andere Familienmitglieder) nicht an dem Angebot teilnehmen, können kurze Gespräche über die Kinder bzw. die Inhalte des Angebotes geführt oder Organisatorisches geklärt werden. Wichtig ist es hierbei, Eltern aktiv anzusprechen, um unter anderen die Hemmschwellen der Eltern abzubauen. Für immer wiederkehrende Gesprächsthemen, oder die Erläuterung der Struktur und der Inhalte des Angebotes können Sie zur Unterstützung Bildkarten oder Piktogramme einsetzen. Diese visuelle Gesprächsmethode hilft gerade zu Beginn, sprachliche Barrieren abzubauen. Auch können Dolmetscher oder Sprachmittler dabei helfen, mit den Eltern eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.

Bei der Planung Ihres Angebotes ist es deswegen ratsam, genug Zeit für diese Phasen einzuräumen und sich vielleicht schon im Vorfeld zu überlegen, welche Bildkarten und Piktogramme bei den Gesprächen mit den Eltern zur sprachlichen Unterstützung herangezogen werden können.

Während der Bringphase bietet sich parallel eine Freispielphase für die Kinder an, in der sie sich nach eigenen Interessen und Neigungen beschäftigen können. Die Kinder haben somit die Möglichkeit in ihrem individuellen Tempo in das Angebot zu starten. Wenn die Eltern an dem Angebot teilnehmen, haben sie so die Möglichkeit mit ihren Kindern gemeinsam in das Angebot zu starten oder sich auch mit anderen Eltern auszutauschen.

Bei Eltern-Kind-Angeboten ist von vornherein eine gemeinsame Teilnahme von Kindern und ihren Familien angedacht. Somit entfällt eine Bringphase, in der nur die Kinder zum Angebot gebracht werden. Eine Gleitzeit zu Beginn ermöglicht aber auch bei dieser Angebotsform einen sanften Einstieg, in denen Kinder und ihre Eltern sich in einer Freispielphase erstmal orientieren oder individuelle Gespräche geführt werden können.

Nach der Bring- bzw. Ankommensphase kann das Angebot mit einer gemeinsamen Begrüßung eingeläutet werden. In vielen Angeboten wird dazu ein Spielkreis durchgeführt, an dem alle Kinder und ggf. Eltern teilnehmen. Ein immer wiederkehrendes und mit der Zeit vertrautes Ritual kann ein gemeinsames Begrüßungslied innerhalb des Spielkreises sein. Die Kinder (und Eltern) starten nun gemeinsam in das Angebot. Zusätzlich kann die Anwesenheit spielerisch erfasst und dokumentiert werden. In einigen Angeboten wird im Anschluss vorgestellt, was an diesem Tag geplant wurde. Auch das kann wieder mit Bildkarten oder Piktogrammen unterstützt werden.

Zum Ende des Angebotes kann erneut ein gemeinsames Abschiedslied als Ritual eingeführt werden. Die Kinder (und Eltern) wissen nun, dass das Angebot vorbei ist.

 

In den Angeboten mit fester Ablaufstruktur ist ein Spielkreis eine sehr gute Methode um gemeinsam mit den Kindern (und Eltern) Kreisspiele oder Fingerspiele zu spielen, gemeinsam zu singen oder mit den Kindern über verschiedene Themen zu sprechen (unter Einbezug von Bilderbüchern oder Bildkarten). Immer wiederkehrende Spiele oder (mehrsprachige) Lieder fördern nicht nur die sprachliche Entwicklung, sondern geben den Kindern (und Eltern) auch einen sicheren Umgang mit diesen. Sie können sich nach und nach mehr beteiligen und aktiv mitwirken. Es ist auch nicht unüblich, dass Kinder ein und dasselbe Spiel zweimal hintereinander spielen wollen. Gerade bei neuen Liedern und Spielen macht eine Wiederholung Sinn, um den Kindern zu ermöglichen. sich bei weiteren Durchläufen mehr und mehr mit einzubringen.

Je nach Angebotsform werden von den Kindern und ihren Eltern auch (mitgebrachte) Mahlzeiten eingenommen. Dieses kann zum Beispiel nach dem Spielkreis gemeinsam oder während einer parallelen Freispielphase individuell geschehen. Die Kinder (und Eltern) entscheiden dann innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne, wann sie ihre Mahlzeit einnehmen.
Bei gemeinsamen Mahlzeiten bietet sich erneut ein weiteres Ritual an. Das kann das gemeinsame Decken des Tisches, ein Gute-Appetit-Spruch oder ein Lied sein. Auch das Aufräumen nach dem Essen kann mit gleichbleibenden Abläufen strukturiert werden. Diese immer gleichbleibenden Abläufe geben den Kindern Orientierung und eine höchstmögliche Selbstständigkeit.

In Eltern-Kind-Angeboten empfiehlt es sich, das Essen gemeinsam einzunehmen. In dieser Zeit können Sie mit den Eltern auch über verschiedene Themen ins Gespräch kommen.

 

 

Die Freispielphase sollte sich in freie und angeleitete Spielsituation zusammensetzen. Während sich die Kinder (ggf. mit ihren Eltern) interessen- und neigungsbezogen mit unterschiedlichen Spielen auseinandersetzen können, sollten ebenfalls gemeinsame Spiele oder Aktivitäten angeboten werden, an denen die Kinder teilnehmen können. Das können Brett- oder Regelspiele sein, Bastelangebote, gemeinsames Anschauen von Bilderbüchern oder vielleicht auch kleine Experimente. Beziehen Sie ggf. die Eltern mit ein, in dem Sie direkt mit ihren Kindern ein Spiel spielen oder gemeinsam malen oder basteln können. Das stärkt die Eltern-Kind-Interaktion und Beziehungsgestaltung. Die Freispielphase sollte nicht zu kurz gestaltet werden, damit die Kinder sich ausgiebig mit bestimmten spielerischen Tätigkeiten auseinandersetzen können. Diese Phase sollte aber auch nicht länger als 45 bis 60 Minuten dauern.

Wenn die Möglichkeit besteht, kann diese Zeit auch genutzt werden, um gemeinsam auf den Spielplatz zu gehen oder Aktivitäten draußen durchzuführen. Wechseln sie zwischen den Möglichkeiten innerhalb und außerhalb der Räume, um den Kindern eine größtmögliche Bandbreite von Erfahrungen zu ermöglichen.

Die Freispielphase kann ebenfalls mit einem Ritual beendet werden. In einigen Angeboten wird mit einer Trommel durch den Raum/die Räume gegangen oder/und dabei ein Lied gesungen. Die Kinder wissen nun, dass sie aufräumen und sich an einem festen Ort treffen sollen. Nach Eintreffen an dem gemeinsamen Treffpunkt (der immer gleich sein sollte) können Sie nun die nächste Phase beginnen.

Je nach Angebotsform kann das Angebot nach dieser Phase beendet sein und die Abholphase und gemeinsame Verabschiedung steht an (meistens bei Angeboten, die nur ca. zwei Stunden stattfinden). Bei diesen Angeboten kann an dieser Stelle das gemeinsame Abschiedsritual, z.B. in Form eines Liedes, durchgeführt werden.

 

In Angeboten, die länger stattfinden, können generell nach der Freispielphase gemeinsame Aktivitäten außerhalb der Räumlichkeiten oder Bewegungsangebote durchgeführt werden. Eventuell endet das Angebot nach dieser Phase und die Kinder werden abgeholt oder verlassen mit ihren Eltern gemeinsam den Angebotsort.

Sollte das Angebot länger stattfinden, sollte im Anschluss an die Bewegungsangebote oder das Spielen außerhalb der Räumlichkeiten eine weitere gemeinsame  Mahlzeit eingenommen werden.

Ruhe- und Entspannungsphase

Angebote, die länger als vier Stunden dauern, sollten auf jeden Fall eine Ruhe- und Entspannungsphase nach der gemeinsamen Mahlzeit beinhalten, in der die Kinder zur Ruhe kommen können. Entweder gibt es die Möglichkeit, dass die Kinder sich zurückziehen und ruhen können oder es sollten Angebote stattfinden, wie Geschichten vorlesen, gemeinsam Bilderbücher anschauen oder ähnliches.

In einigen pädagogischen Angeboten wurden im Eingangsbereich Bildkarten ausgehangen, die entweder die Tagesstruktur oder sogar eine Wochenstruktur der pädagogischen Arbeit und Strukturierung des Angebotes abbildeten. Die Eltern, aber auch die Kinder haben so die Möglichkeit visuell zu erfassen, was alles in dem Angebot stattfindet. Bei einer Abbildung der Wochenstruktur wurde zudem markiert, welcher Tag gegenwärtig ist. So konnte schnell erfasst werden, dass mittwochs immer Turnen in der nah gelegenen Grundschulturnhalle ist oder donnerstags eine Musikpädagogin kommt, die mit den Kindern (und Eltern) gemeinsam musiziert. Die Bilder wurden zu Beginn im Spielkreis mit den Kindern besprochen, so dass sie sich der Bedeutung der Bilder bewusst waren. Mit den Eltern konnte darüber ebenfalls besprochen werden, wann die Kinder Turnkleidung mitbringen sollten oder ggf. passende Kleidung für Außenaktivitäten.

Wiederholungen sind wichtig zur Unterstützung des kindlichen (Sprach)Lernens. Spiele, Lieder oder Aktivitäten können ohne weiteres mehrmals hintereinander und über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. So eignen die Kinder sich unter anderem sprachliche Strukturen an und können sich aktiv an Spielen und Aktivitäten beteiligen.

Eine anregende Lernumwelt ist unerlässlich für die kindliche Neugier und die kognitive und sprachliche Entwicklung. In mehreren Impulskarten (Link Impulskarten) werden Möglichkeiten der Gestaltung einer kognitiv anregenden Lernumwelt aufgezeigt sowie Spielanregungen beschrieben.

Netzwerke aufbauen

In der Arbeit mit Familien mit Fluchterfahrungen kann es sinnvoll sein, zur weiteren Unterstützung der Familien auf Fachkräfte anderer Professionen zurückzugreifen, um die Familien schnell und unkompliziert dorthin weitervermitteln zu können. Ebenso können Sie sich auch selbst die Arbeit erleichtern, indem Sie zum Beispiel bei Sprachbarrieren auf die Hilfe von Sprachmittlern oder Dolmetschern vertrauen. 

Wenn Sie sich über aktuelle Gegebenheiten und Termine zum Thema Flucht informieren möchten, bietet der Flüchtlingsrat NRW eine gute Anlaufstelle. Auf seiner Website stellt der Flüchtlingsrat NRW Informationen zu aktuellen Gesetzeslagen und Nachrichten aus der Flüchtlingspolitik sowie zu Workshops, Projekten und Weiterbildungen bereit. Diese können Sie sich auch regelmäßig in einem Newsletter zukommen lassen.

Die Kommunalen Integrationszentren sind Fachstellen, die vom Bundesland NRW gefördert werden. Durch sie soll auch eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund gefördert werden.  Das Kommunale Integrationszentrum schafft Transparenz über bestehende Angebote und setzt bei seiner täglichen Arbeit auf Vernetzung und Kooperation. So können sich zum Beispiel neuzugewanderte Familien mit schulpflichtigen Kindern beraten lassen, wie und wo ihr Kind in die Schule eingegliedert werden kann. Hier arbeiten meist interdisziplinäre Teams, welche eng mit verschiedenen Ämtern, Bildungseinrichtungen, Vereinen und Institutionen in der Region zusammenarbeiten.

Vor allem in Rechtsfragen werden Sie auf Ansprechpartner, wie zum Beispiel die Migrationshilfe, angewiesen sein. In einigen Orten gibt es spezielle Migrationszentren. Sollte eine Familie mit Rechtsfragen auf Sie zukommen, können Sie die Familie an diese Anlaufstellen weiterleiten. Dort werden offene Sprechstunden für Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrungen angeboten, welche bei Bedarf auch von Dolmetschern begleitet werden. Hier werden unter anderem folgende Themen behandelt: Asylverfahrens- und Aufenthaltsrecht, klären von Rechten bei undefiniertem Aufenthaltsstatus, Eingliederung sowie Übergang in die Schule und Beruf, Einbürgerung, Vermittlung von Qualifizierungsmaßnahmen, Rückkehrberatung und Hilfe bei Krisensituationen. Auch bei drohender Abschiebung und illegalem Aufenthalt beraten die Migrationszentren, z. B. bezüglich medizinischer Hilfe. 

Oft bieten Gemeinden, Vereine, Institutionen und Organisationen Hilfen für Familien mit Fluchterfahrungen an und können auch für Ihr Brückenprojekt Dolmetscher vermitteln. Neben dem Jugendamt sind das die freien Träger (z.B. die Arbeiterwohlfahrt, das Deutsche Rote Kreuz, Der Paritätische, die Diakonie und die Caritas). Durch eine Internet-Suche zu Ihrem Standort sollten Sie schnell fündig werden. Die Angebote sind in der Regel kostenlos.

Wichtige Ressourcen in der Arbeit mit Familien mit Fluchterfahrungen sind ehrenamtliche Dolmetscher. In den Kommunalen Integrationszentren können Sie sich Angebote von SprachmittlerInnen einholen (zumeist kostenpflichtig). Außerdem gibt es für NRW den Sprachmittlerpool der bikup gGmbH (Internationale Gesellschaft für Bildung, Kultur & Partizipation) in welchem Dolmetscher und Sprachmittler aus über 50 Kommunen eingetragen sind.

Die Flüchtlingshilfe bietet Menschen mit Fluchterfahrungen Beratung und Vermittlung an Fachkräfte. Die Beratung findet in den Bereichen Schwangerschafts-, Familien-, Erziehungs- und Migrationsberatung statt. Des Weiteren werden häufig Kindertagesbetreuung, Jugendsozialarbeit, Perspektivberatung und Rückkehrunterstützung sowie ein Suchdienst angeboten. Je nach Bedarf können psychotherapeutische Hilfen, Dolmetscher, und medizinische Hilfen vermittelt werden.

Das Jugendamt unterstützt Eltern und Erziehungsberechtigte bei der Bildung, Erziehung und Betreuung ihrer Kinder. Hierbei sollen vor allem auf präventive Angebote Anwendung finden, um Familien zu unterstützen und positive Lebensbedingungen zu schaffen. Jeder kann sich an das zuständige Jugendamt wenden. Typische Aufgaben des Jugendamtes sind die Organisation von Kinderbetreuung, Jugendsozialarbeit, Erziehungsberatung, die Schaffung einer kinder- und familienfreundlichen Umwelt sowie der Schutz des Kindeswohls.

In Erziehungsberatungsstellen arbeiten vor allem PädagogInnen und PsychologInnen. Eltern und andere Erziehungsberechtigte, aber auch Kinder selbst, können sich bei Erziehungsfragen sowie persönlichen oder familienbezogenen Problemen an die Erziehungs- und Familienberatungsstellen wenden. Deren Aufgabe ist es, Eltern in ihrer Erziehungsaufgabe zu beraten und zu unterstützen. Diese klären zusammen mit den Ratsuchenden deren Probleme und versuchen, gemeinsam Lösungen zu finden.

Weiterhin wird häufig ein Sozialer Dienst von lokalen Trägern angeboten. An diesen können sich Einzelpersonen sowie Familien in persönlichen, familiären oder wirtschaftlichen Notlagen wenden. Gemeinsam werden die Ursachen und mögliche Lösungen des Problems gesucht. Dafür informieren die Mitarbeiter über die Hilfen, die den Personen laut Gesetz zustehen, entwickeln einen Plan zur Verbesserung der Situation und können bei Bedarf auch Kontakt zu spezialisierten Beratungsstellen wie z. B. zum Thema Sucht oder Schulden herstellen.

Zur Unterstützung der Kinder bei möglichen Auffälligkeiten in der Entwicklung können auch noch weitere Fachkräfte angesprochen werden. Allerdings ist hier zu beachten, dass in einigen Fällen durch die Eltern eine Kinderärztin bzw. ein Kinderarzt hinzuzuziehen ist, da diese der Heilmittelverordnung unterliegen.

LogopädInnen untersuchen und behandeln Menschen mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Ihre PatientInnen sind zum Beispiel stotternde Kinder oder Kinder mit Problemen bei dem Spracherwerb und der Aussprache.

ErgotherapeutInnen beraten, behandeln und fördern PatientInnen, die durch eine physische oder psychische Erkrankung, Behinderung oder Entwicklungsverzögerung in ihrer Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit beeinträchtigt bzw. von Einschränkungen bedroht sind. Sie erarbeiten individuelle Behandlungspläne und führen Therapien sowie Maßnahmen der Prävention durch.

In Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ) werden Kinder und Jugendliche ambulant fachlich-medizinisch untersucht, betreut und behandelt. Die MitarbeiterInnen unterstützen vor allem bei Erkrankungen oder dem Verdacht auf Erkrankungen, in deren Folge es zu Störungen in der kindlichen Entwicklung, Behinderungen, Verhaltensauffälligkeiten oder seelischen Störungen kommen kann. Sozialpädiatrische Zentren arbeiten nur auf Überweisung. Es erfolgt eine enge fachübergreifende Zusammenarbeit mit den niedergelassenen ÄrztInnen, TherapeutInnen, Fördereinrichtungen und dem öffentlichen Gesundheitssystem. Die Familien werden in die Behandlung einbezogen.

Frühförderstellen beraten Familien mit Kindern mit (drohender) Behinderung vom Säuglingsalter bis zum Schuleintritt. Sie bieten medizinische, pädagogische, psychologische und soziale Hilfen an. Die MitarbeiterInnen unterstützen die Eltern darin, sich mit der möglichen Beeinträchtigung ihres Kindes auseinanderzusetzen und sie anzunehmen. Außerdem bieten sie Hilfen bei der Erziehung und informieren über rechtliche Grundlagen und finanzielle Hilfen.

Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen stellen bei Kindern und Jugendlichen psychische Störungen fest und therapieren diese dann entlang eines Behandlungsplans. In der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie werden in der Regel die Eltern mit einbezogen. Bei schnellen Hilfen wird derzeit meist die Verhaltenstherapie angewandt, da sie schnelle Erfolge erzielen kann. Innerhalb dieser wird versucht, aufgrund von Veränderung des Denkens, Fühlens und Verhaltens eine Besserung der Beschwerden zu erzielen. Dafür werden konkrete Ziele formuliert und diese mithilfe konkreter Übungen nach und nach umgesetzt.

Wohnungsgesellschaften verwalten und vermarkten Wohnimmobilien und bieten eine Anlaufstelle, falls Familien mit Fluchterfahrungen eine dezentrale Wohnung suchen. Einige Familien befinden sich in ungünstigen Wohnsituationen, welches sich auch auf die Entwicklung ihrer Kinder auswirken kann.